Am nordöstlichen Harzrand liegt
auf einem nach Westen gerichteten Bergsporn die weithin sichtbare Konradsburg.
Die Bergkuppe fällt nach drei Seiten steil ab, ist im Osten mit der
Hochebene verbunden und wird im Tal vom Sellebach umflossen.
Mit derErwähnung eines Egino (Agino von Kakelingen) für 944
tritt vermutlich erstmals ein Mitglied bzw.Vorfahr der
Herren
von Konradsburg auf. Für 1021 werden Tauschgeschäfte eines Egino
(des Älteren) genannt, und zwischen 1076 und 1083 ermordete Egino
(der Jüngere) den Grafen Adalbert von Ballenstedt bei Westdorf nahe
Aschersleben. Burchard von Konradsburg, warscheinlich der Sohn jenes Egino
des Jüngeren, wird zwischen1107 und 1109 erwähnt. Als im Krieg
König Heinrichs des V. mit aufständischen Sachsen im Jahre 1115
der Alte Falkenstein im Selketal zerstört wurde, muß offentsichlich
dieses Gebiet den Herren von Konradsburg zugefallen sein. Denn sie begannen
in der Folgezeit in der unmittelbaren Nachbarschaft eine neue Burg Falkenstein
zu errichten.Parallel dazu müssen sie in ihrer Stammburg
Konradsburg zunächst ein Augustiner-Chorherren-Stift angesiedelt haben.
Doch die Nennung eines Abtes Adalbert von Konradsburg im Jahre 1133 läßt
darauf schließen, daß dieses Stift nicht lange Bestand gehabt
hatte und alsbald durch ein Benediktinerkloster abgelöst worden ist.1322
übergab Burchard V. von Falkenstein, als Schutzvogt des Klosters,
diese Vogteirechte an das Bistum Halberstadt; sie waren ihm vermutlich
nicht mehr attraktiv genug.1369 trat das Kloster seine Pflicht alljährlicher
Totengräbnis-Messen für die um 1344 ausgestorbene Grafenfamilie
ebenfalls an das Bistum ab. Das Kloster scheint wirtschaftlich nicht mehr
zu funktionieren. Erst aus dem späten 15. Jahrhundert hören wir
wieder, daß die Herren von Hoym dem Kloster Geldverschreibungen zukommen
ließen (1465/89); Friedrich von Hoym wurde 1475 mit Ermsleben belehnt.
Am 15.
Februar 1476 erlaubte Papst Sixtus IV. die Ansiedlung von Kartäusermönchen
aus Erfurt (das Kloster war vor viele Jahren freiwillig und ruhmvoll aufgegeben)
In einer Urkunde des Jahres 1519 ist quasi die Chronik des Kartäuserklosters
festgehalten.Stritt man sich 1524/25 noch mit den Herren von Hoym wegen
deren Verschreibungen von 1465/89, so folgte am 3. Mai die Einnahme des
Klosters durch aufständische Bauern - ohne größeren Schaden.
Nachdem die zurückgekehrten Brüder ohne wirtschaftliche Unterstützung
(Abgaben) aus der Umgebung blieben, zogen sie im April 1526 nach Magdeburg,
verweigerten dort dem Kardinal ihre Habseligkeiten (Urkunden, Register...),
vermachten diese vielmehr dem Rat der Altstadt.Das wüst stehende Kloster
wurde
1530 durch Kardinal Albrecht an das neue Stift in Halle übergeben.Es
wurde von diesem an seinen Kanzler Christoph Türk als Erbvogt des
Stifts gegen einen geringen Zins (160 Mark) weiter veräußert.
Die einst sehr große Klosterkirche war für die künftigen
Aufgaben zu groß und wurde also zwischen 1536 und1541 abgebrochen.
Als am 19. Mai 1547 der Kanzler starb, kam es zu Streitigkeiten zwischen
dem sächsischen Kurfürsten,denen von Hoym als Miterben und dem
Kartäuserorden. Doch weder Kaiser Karl V.noch Bischof Johann Albrecht
nahmen sich dieser Sache ernsthaft an. So verblieb die Koradsburg bei den
Herren von Hoym, die dort zum Teil Verwalter einsetzten, da sie bereits
das Schloß in Ermsleben bewohnten. Anfang 1713 kaufte der preußische
Staat das Amt Ermsleben mit Konradsburg von den Herren von Hoym. Die Konradsburg
wurde Staatsdomäne und von 1721 bis 1945 an verschiedene Pächter
vergeben.
Seit 1827 gibt es erste, zaghafte Bemühungen um eine neue, sachgemäße
Nutzung insbesondere der Kirche mit ihrer Krypta,
denn diese allein hat einst den Ruhm der Konradsburg begründet. Anläßlich
einer Baubereisung der Merseburger Regierung im Juni 1833 wurden die Pflasterung
der Krypta, die Reparatur der Zugangstreppe sowie das Verputzen des Raumes
beschloßßen. Nach 1945 dienten die Bauten der Konradsburg weiter
Wohn- und Wirtschaftszwecken. Seit 1982 bemühen sich mehrere engagierte
Ascherslebener Bürger um eine Sicherung und Revitalisierung der Anlage.
So konnten Kirche, Ostflügel und Wohnungen im Südflügel
repariert bzw. ausgebaut und zugängig gemacht werden. Seit 1983 halfen
Studenten für Kunstgeschichte der Berliner Humbolt- Universität
bei Aufräum- und Grabungsarbeiten. Der 1990 gegründete Förderkreis
Konradsburg e. V.sorgt aktiv und umsichtig für die weitere Instandsetzung
und Erschließung der Bauten und Freiflächen.