um ca. 800 n. Chr. erfolgt dieEinführung
des Christentums z. Zt. Karl des Großen, Ermsleben gehört seitdem
zum Bistum Halberstadt
1045 erste urkundliche Erwähnung
des Ortes als "Anegrimeslebo"
1076 ermordet Egino von Conradsburg
aus politischen Gründen Graf Adelbert v. Ballenstedt
um 1122 entsteht die Burg Falkenstein
bei Meisdorf; als Sühne für die Mordtat des Konradsburgers wird
die Konradsburg in ein Benediktiner - Kloster umgewandelt.
ab 1215 ist Ermsleben der Hauptort
der Grafschaft Falkenstein. Damit hat der Graf von Falkenstein die
Herrschaft auch über Ermsleben. Bei einer Teilung erhält Hoyer
von Falkenstein den nördlichen Teil des Besitzes mit Ermsleben und
läßt das Schloß ( Domäne ) erbauen.
1451 unter Bischof Burchardius entsteht die erste eigene Pfarrstelle in Ermsleben. Der Pfarrer ist Heinricus Maibaum.
1525 im Bauernkrieg überfallen die Bauern die Konradsburg und plündern sie aus. Sie zünden sie an und zerstören alles, auch die herrliche Kirche, und vertreiben die Mönche. Im gleichen Jahr fällt auch die Kirche von Ermsleben den Flammen zum Opfer.
1530 am 1. September erhält Ermsleben
das Marktrecht von Kaiser Karl V. und die Bewilligung, den St. Gallus -
und Weihnachtsmarkt abzuhalten.
Zu Luthers Zeiten besitzt Christoph Türk, Kanzler des Kardinals
Albrecht, das Schloß (Domäne) und die Konradsburg. Türk
versucht auch , Ermsleben an sich zu bringen, aber die Bürger beschweren
sich darüber beim bischöflichen Rat, so daß der Kardinal
das Schloß und die Konradsburg von ihm zurückfordert.
1535 erhält Ermsleben mit Johann Senger den ersten evangelischen Prediger.
1553 wird die Stadt durch Friedrich Markgraf zu Brandenburg geplündert.
1564 wird der erst 2 Jahre alte Herzog Heinrich Julius von Braunschweig als Administrator gewählt. Bis zu seinem 14. Jahr regiert das Domkapitel. 1578 wird er selbständig und ist "hauptman uff Ermsleben"
1565 wird das Hospital in das neue Haus
am Gottesacker (Friedhof) verlegt
Im gleichen Jahr wird durch einen Schustergesellen, der auf
Wanderschaft ist, die Pest eingeschleppt. Bis zum Herbst desselben Jahres
sterben 550 Menschen.
1567 kommen die Ämter Ermsleben und Konradsburg in Erbpacht an die Herren von Hoym.
1570 werden 7 Frauen als Hexen verbrannt und auf dem Richtfeld verscharrt.
1591 wird eine Frau als Hexe mit Zangen zerrissen.
1609 wird in Ermsleben das erste Bier " Broyhan " von Nicolaus Elrich gebraut.1612 braut man auch Bier in Aschersleben.
1618 bricht der 30- jährige Krieg aus. Er bringt für Ermsleben und Umgebung große Verwüstung, Not und Tod. An der Pest sterben im gleichen Jahr 800 Personen. Selbst der Pfarrer wird dahingerafft. Ermsleben ist fast ausgestorben.
1665 werden beide Kirchtürme durch Blitzschlag zerstört.
Bis 1668 sind alle besitzenden Bürger zur Abgabe des Zehnt verpflichtet ( 10. Teil der Ernte ), ausgenommen sind die Freihöfe.
1674 wird die Akzise, eine Abgabe, die am Stadttor zu entrichten ist , eingeführt.
1685 werden gepechte Wasserrohre aus Erlenholz bis ins Brauhaus ( Scheune Gottweiß ) verlegt. Erst im Jahre 1856 erfolgt endlich die Verlegung von Tonrohren. Die Wasserleitung hat eine Länge von 2520 m und liefert bei einem Durchmesser von 2 ½ Zoll in 24 Stunden eine Wassermenge von 46800 Liter.
1704 erfolgt die Gründung der Schützenkompanie.
1712 gründet der König durch Zusammenlegung von Amt Konradsburg und Schloß Ermsleben die Domäne Ermsleben, die auch die Gerichtsbarkeit inne hat.
1717 im März vernichtet ein großer
Brand 134 Wohnhäuser und das Rathaus. Der Brand beginnt in der Konradsburger
Straße, geht die Siederstraße entlang bis zum Ascherslebener
Tor (Selle) und geht über die Stadtmauer ins Niederdorf über,
dann die Lange Straße weiter bis zum Brauhaus. Die Westseite des
Marktes bleibt erhalten.
Im gleichen Jahr bestätigt König Friedrich I. die
Ermslebener Leineweber - Innung.
1719 am 2.4. wird der Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim geboren. Er ist das 7. Kind des Obersteuereinnehmers Gleim. An der Universität Halle studiert er Jura. Er schreibt reimlose, anakreontische Gedichte, Fabeln und Kriegslieder. Sein Haus in Halberstadt wird für Jahrzehnte der Sammelplatz zahlreicher zeitgenössischer Dichter wie Bürger, Klopstock, Herder und vieler anderer, denen Vater Gleim " hilfreich zur Seite steht. 1803 stirbt der Dichter in Halberstadt.
1722 wird Ermsleben Garnisonsstadt. Es liegt hier eine Schwadron des Ascherslebener Reiterregiments.
1729 erhält die Kirche St. Sixtus einen neuen Kirchturm.
1732 ziehen 700 Salzburger Frauen und Kinder, wegen ihres evangelischen Glaubens vertrieben, durch den Ort.
1740 bis 1788 ist die Zeit von König Friedrich II.
1744 gründet Friedrich II. Neu - Platendorf und führt in Ermsleben Pflanzungen von Maulbeerbäumen zur Seidenraupenzucht durch.
1748 wird Friedrich der Große Schützenkönig von Ermsleben. Als Dank schenkt er der Schützen-Corperation einen silbernen Becher und später ein Ölgemälde.
1757 wird eine Giebelsteuer für größere Häuser eingeführt.
1758 führt der König eine Kriegssteuer ein.
1761 wird eine Flanellweberei eröffnet. Bis zum Jahr 1800 gibt es 34 Leineweber und Drellmacher.
1763 müssen alle Bürger, die das Bürgerrecht beantragen, einen Ledereimer zur eventuellen Brandbekämpfung vorweisen.
1765 wird ein Grabmal für den Obersteuereinnehmer Gleim von den letzten lebenden Söhnen errichtet und eine Erinnerungsschrift im Torbogen im Gleim - Haus in der Siederstraße angebracht.
1773 bis 1777 wird nach 20 Jahren Ruinendasein das Rathaus neu erbaut
1781 wird im Rathaus ein Schankraum eingerichtet.
1798 hat Ermsleben 1487 Einwohner und 46 Militärpersonen mit Familien. Im gleichen Jahr verkonsumieren die Bürger 1473 Tonnen Bier und 1680 Quart Branntwein. ( 1 Quart = 0,55 hl = rund 115 Liter )
1805 wird durch den Bau eines Kanals im Ort die Selke reguliert.
1807 läßt sich ein Arzt
ein "Chirurgus" in Ermsleben nieder.
Im gleichen Jahr kommt mit dem Friedensvertrag von Tilsit
Ermsleben zum Königreich Westfalen, dem es bis 1813 angehört.
1808 werden die Vorstädte Weberstraße, Unterdorf und Neustadt eingemeindet.
Bis 1810 hat Ermsleben kein Postamt.
Die zuständige Poststelle ist in Harkerode.
Im gleichen Jahr, im September, vernichtet eine große
Feuersbrunst 6 Häuser. Der Wind begünstigt die Ausbreitung des
Feuers. Aber auch andere Umstände tragen dazu bei, daß der Brand
nicht gelöscht werden kann. Das ist zum einen der Wassermangel, in
der Innenstadt gibt es nur 3 Windebrunnen und 3 Anschlüsse an die
Wasserleitung, außerdem ist nur eine Spritze vorhanden. Obwohl die
Feuerordnung befiehlt, daß jeder Hausbesitzer nachts 2 Eimer Wasser
im Haus haben muß, richtet sich keiner danach.
1812 siedeln die ersten jüdischen Familien an. Sie betreiben eine Manufaktur, sowie Getreide-und Wollhandel.
1813 liegt im Ort eine französische
Eskadron. Die Bürger der Stadt müssen für Mann und Pferd
sorgen. Die Eskadron wird im Oktober in der Völkerschlacht bei Leipzig
geschlagen.
Im gleichen Jahr müssen aus dem Archiv der Stadt sämtliche
Akten und Dokumente auf Befehl der Regierung an die Präfektur Halberstadt
gegeben werden. Diese verkauft sie merkwürdigerweise an den Meistbietenden.
Bei Nachforschungen 1835 werden den Regierungen Magdeburg und Merseburg
mitgeteilt, daß keine Unterlagen vorhanden sind.
1814 wird Wilhelm Gottlieb Hanckel geboren Sein Vater ist an der hiesigen Schule Lehrer und Kantor. W.G. Hanckel ist als Lehrer an den Frankeschen Stiftungen in Halle und als Professor der Physik an der Universität in Leipzig tätig. Er stirbt am 17.02.1899 in Leipzig.
1815 nach dem Wiener Kongreß wird die Provinz Sachsen gegründet. Ermsleben kommt zum Mansfelder Gebirgskreis
1816 stirbt Bürgermeister Böttger, der für Ermsleben viel getan hatte und sehr beliebt war.
1818 bekommt der Kirchturm seine jetzige Spitze mit der Wetterfahne
1822 werden zwei Knaben beim Freischießen
gefährlich verletzt. Daraufhin wird der Schützenplatz verlegt.
Im gleichen Jahr wird die Wasserleitung privatisiert.
1826 wird Rudolph Keferstein in der Papiermühle in Sinsleben
geboren. Er erfindet mit Alexander Mitscherlich, einem Chemie- Professor
aus Berlin, das erste Buntpapier. Die Erfindung wird erstmals in der Papierfabrik
in Sinsleben vorgestellt, und geht um die ganze Welt. Keferstein wird am
12.6.1906 auf dem Friedhof in Sinsleben beigesetzt.
Im gleichen Jahr werden die 3 Stadttore abgerissen und aus
ihren Steinen der Kanal vom Markt bis zur Selke gebaut. Das Wappen aus
dem Konradsburger Tor ist noch heute über dem Eingang (Torbogen) der
Burg "Falkenstein" zu sehen.
1832 brechen in Ermsleben die Menschenpocken aus. Es werden schwarze Tafeln an den Häusern angebracht mit der Aufschrift: Hier sind die Menschenpocken.".
1840 am 2. Oktober wird der Turmkopf vom Rathaus abgenommen. Die Urkunden darin bestätigen, daß Ermsleben 2300 Seelen hat.
1842 wird die Chaussee von Güsten nach Ballenstedt erneuert. Die regelmäßige Landpost wird eingerichtet. Im selben Jahr wird durch Abbruch der Stadtmauer die Bahnhofstraße angelegt sowie die Brücke über die Selke gebaut.
1845 wird am 18.Mai dieGründungsurkunde der Gesangsvereine "Harmonie" und "Liedertafel" unterschrieben.
1846 wird eine Schule in der Siederstraße gebaut.
1847 wird von der Schützenkompanie der Schützenplatz für den Bau einer Zuckerfabrik vom Domänenpächter Oberamtmann Rabe für 500 Reichsthaler abgekauft. Ein neuer Schützenplatz wird an der Meisdorfer Straße angelegt. Bis 1847 befindet sich die Poststation der Reiterpost Leipzig Hamburg auf dem Markt.
1848 im Revolutionsjahr wird die Bürgerwehr gegründet, der jeder gesunde Einwohner von 16 60 Jahre beitreten muß. Die Waffen sind Pirschflinten und Spieße. Die Führer tragen Degen und Säbel. Man einigt sich auf eine Uniform. Es gibt 4 Kompanien von 130, 131, 93 und 83 Mann. Oberst und Kommandeur ist Bürgermeister Sombart.
1849 bekommt Ermsleben ein eigenes Gericht, zu dem die Orte Sinsleben, Meisdorf, Pansfelde, Wieserode, Molmerswende, Dankerode und Degenershausen gehören. Im gleichen Jahr wird über die Furt am Wassertor die Selkebrücke gebaut.
1850 wird das Schulgeld aufgehoben.
1852 wird die 2. Zuckerfabrik im Maßschen Garten ( Mühlenstraße ) vom Bürgermeister Sombart gebaut. Sie gehört später zum Rittergut.
1859 Gründung der Gesellschaft
" Concordia".
Es gibt 46 Leinweber und 3 Tuchmacher im Ort.
1863 wird der 1. Hausanschluß
der Wasserleitung gelegt.
Am 19.1 wird der Sohn des Bürgermeisters Sombart, Werner
Sombart ( der später als Professor an der Handelsschule in Breslau
und an der Universität Berlin bedeutendes leistet) geboren.
1864 erhalten die städtischen Windebrunnen hölzerne Pumpenrohre.
1867 Gründung des Kriegervereins.
1868 wird am 1.10. die Eisenbahnlinie Frose Ballenstedt / Stadt (Ost) eröffnet.
1870 zerberstet die große Kirchenglocke.
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr.
1871 bis 1872 nehmen die Bürger am Krieg gegen Frankreich teil.
Zu Ehren der gefallenen Soldaten stiftet der Bürgermeister Sombart
das Kriegerdenkmal im Resenberg.
1872 Bau einer Malzfabrik in der Langen Straße (Krelle).
1876 schlägt der Blitz in den Schornstein der Papierfabrik ein. Das Ergebnis nimmt man 1882 zum Anlaß, einen Blitzableiter an den Kirchturm ( St. Sixtus ) anzubringen. Dabei werden die Dokumente aus dem Turmkopf entnommen und ausgewertet.
1877 wird die Stadtsparkasse Ermsleben eröffnet. Aus den Gewinnen werden Verschönerungen im Ort vorgenommen, die Bahnhofstraße zum Teil gepflastert, Gehwege angelegt und die Mauer am Harteberg gebaut
1879 wird das Rathaus umgebaut, der bis dahin bestehende Tanzsaal geht dabei verloren.
1880 erfolgt eine Erarbeitung einer Polizei - und Feuerordnung.
1893 beginnen Straßenpflasterungen über mehrere Jahre hin. 1901 werden die Weberstraße und die Halberstädter Straße, 1908 die Konradsburger Straße und 1910 das Wassertor gepflastert. Die Chausseen nach Aschersleben und Welbsleben werden 1903 fertiggestellt. Der Markt wird 1907 kanalisiert, gepflastert und der Marktbrunnen abgebaut.
1894 wird eine Kleinkinderbewahranstalt
gegründet und eine Gemeindeschwester angestellt.
Es wird ein Eichamt eingerichtet
1895 wird das Postamt in der Bahnhofstraße durch Meister Hadrian erbaut.
1900 übernimmt die Stadt die Erbrechtsche Gruft als Leichenhalle.
1903 wird ein Arbeiterbildungsverein gegründet. Es gibt eine Leihbibliothek, es werden Gesang, Turnen und Vorträge geboten.
1904 stiftet der König zum 200 jährigen Schützenjubiläum eine neue Fahne.
1905 erfolgt eine Volkszählung. Ermsleben hat 2935 Einwohner.
1906 wird die Gasanstalt gebaut.
1908 ist die Brücke über die Selle in der Ascherslebener Straße fertig.
1912 wird am 23.11. das Zeppelin Luftschiff "Hansa" über Ermsleben gesehen.
1914 bricht der I. Weltkrieg aus. 124 Männer aus Ermsleben verlieren ihr Leben, 4 sterben an den Folgen der Kriegsverletzungen. In Sinsleben sterben 14 Männer im Krieg. Zu Ehren der Opfer werden in Ermsleben an der Post und in Sinsleben am Harteberg Kriegerdenkmale errichtet.
1918 verliert Deutschland den Krieg, die Nachkriegszeit bringt viel Not und Elend. Im Fleischversorgungsbezirk Ermsleben werden in der Woche 100 Gramm Fleisch oder Wurst ausgegeben. Kinder unter 6 Jahren erhalten die Hälfte.
1919 wird der Schrebergartenverein "Lehmbreite" auf Anregung von Lehrer Linsert gegründet. Der Acker wird von Amtmann Rabe zur Verfügung gestellt. Bedürftige Bürger können einen Garten übernehmen, um die schlimmste Not zu lindern.
1920 nehmen Arbeiter aus Ermsleben am Kapp Putsch teil. Sie fahren mit Gewehren und Handgranaten ausgerüstet nach Quedlinburg. Der Aufstand wird niedergeschlagen. Auf dem Markt zieht die Reichswehr auf. Besitzer von Waffen werden aufgefordert, diese abzugeben.
1923 in der Inflation kostet 1 Pfund Brot 260 Milliarden Mark, 1 Pfund Fleisch 3200 Milliarden Mark, 1 Pfund Butter 6000 Mrd. Mark, 1 Glas Bier 150 Mrd., 1 Pfund Kaffee 5 Bill. Mark.
1924 nach der Stabilisierung kostet 1 Pfund Brot 22 Pfg., 1 Pfund Fleisch 1,10 Mark, 1 Pfund Butter 2,20 Mark, 1 Glas Bier 24 Pfg., 1 Pfund Kaffee 4 Mark.
1928 wird wieder die seit 1518 verbriefte "Conradsburger Armenspende" in Form einer Geldspende oder Naturalien abgegeben, sie war von 1922 1927 in Vergessenheit geraten.
1931 bekommen 7 Gaststätten eine
Schankerlaubnis.
Da es viele Arbeitslose gibt, werden Schrebergärten an
Erwerbslose vergeben.
1933 wird zum ersten Mal auf dem Rathaus die Hakenkreuzfahne gehißt. Die Arbeitslosigkeit geht rapide zurück.
1936 sind bei der Stadtverwaltung 3 Beamte, 3 Angestellte und 3 Polizisten beschäftigt. Es finden die ersten Manöver in der Umgebung statt. Im Haushaltsbuch wird Ermsleben als Stadtgemeinde und Sinsleben als Bauerngemeinde bezeichnet.
1937 kommt es zur Maikäferplage. Es werden fast 10 Zentner Maikäfer bei den Annahmestellen abgeliefert, bei einer Fangprämie von 8 Pfennig pro Kilogramm.
1938 wird Sinsleben am 1.10. eingemeindet. Alle Häuser in Ermsleben und Sinsleben werden nach Straßennamen numeriert. Am 9.11. kommt es auch in unserer Stadt zu faschistischen Ausschreitungen. Alt - ansässige Juden werden von SA - Leuten an den Haaren aus ihren Häusern gezogen, ihre Geschäfte geplündert und die Einrichtung zerschlagen.
1939 wird die Wasserleitung in den Ortsteil Sinsleben gelegt. Die ersten Männer werden einberufen. Vom neuen Wirtschaftsamt werden Bezugsscheine für Textil- und Schuhwaren ausgegeben. Die ersten Flüchtlinge aus dem Saargebiet treffen ein.
1940 wird am Ostende der städtischen Kiesgrube ein Skelettgrab freigelegt. Es enthält eine unbeschädigte Kugelflasche und zwei kleine Gefäße. Durch die Ausgabe von Lebensmittelkarten ab 1940 werden diese rationiert.
1941 stirbt am 14. Mai Professor Dr. Werner Sombart, Ehrenbürger der Stadt.
1944 überläßt Frau Amtsrat
Rabe die sogenannte "Lehmgrube auf dem Ackerplan" am Meisdorfer Feld (3
½ Morgen) der Stadt zur Nutzung als Sportplatz.
Im Januar werden alle über 18jährige Frauen aufgerufen
an einer Grundausbildung als Rote
Kreuz Helferin teilzunehmen. Es gibt täglich Fliegeralarm.
In die Distelgasse fällt 1 Bombe.
1945 kommen Anfang April flüchtende
deutsche Soldaten und Offiziere zu Fuß durch den Ort. Sie hatten
ihre Waffen weggeworfen. Ein großer Materialzug, der auf dem Bahnhof
steht, wird geplündert. Die Kinder spielen mit Feldtelegraphenapparaten
in den Straßen.
Am 18.4. vormittags rücken aus Richtung Westen amerikanische
Panzer an. Sie nehmen an der Windmühle in Endorf Aufstellung und schießen
auf Ermsleben. Gleichzeitig schießen Tiefflieger mit ihren Bordwaffen
auf die Stadt. Unsere Stadt brennt an 17 Stellen. Die Feuerwehr kann nicht
alle Brände gleichzeitig löschen. Frau Anna Wittkopf stiftet
ein weißes Bettlaken, daß aus dem Eulenloch des Kirchturm gehängt
wird. Auf dem Rathausturm befestigen Ernst Hoffmann und Otto Dannroth auch
ein weißes Tuch. Die Stadt hat sich ergeben! -- Sofort hört
der Beschuß auf
Am Nachmittag rücken die Amerikaner mit vielen Panzern
in die Stadt ein. Alle Ausgangsstraßen sind besetzt. Von April bis
Juni ist Ermsleben von den Amerikanern besetzt. Dann ziehen sie ab und
am 2.7. kommen die Russen mit ihren Panjewagen.
Es wird eine Bodenreform durchgeführt (Junkerland in
Bauernhand ).
Jeder verfügbare Wohnraum wird mit Flüchtlingen,
die im Osten ihre Heimat verloren hatten, belegt.
1946 kommen die ersten Kriegsgefangenen
aus den Lagern zurück. Viele kommen erst nach Jahren zurück oder
bleiben verschollen.
Um die zusammengebrochene Versorgung zu verbessern werden
Tauschzentralen eingerichtet. Der Schwarzhandel blüht. (1 Ztr. Weizen
1000,- RM, 1 Brot 60-80,- RM) Täglich kommt es zu Gas- und Stromsperren.
In der Grundschule werden 690 Schüler in den Klassen
18 von 11 Lehren unterrichtet. Es gibt im Ort 3 Ärzte, 2 Hebammen,
1 Apotheke, 1 Desinfektor und 1 Tierarzt. Die Einwohnerzahl steigt von
3415 im Jahre 1939 auf 4744. Am 21./22.4. findet auch hier die Vereinigung
von KPD und SPD zur SED statt. Es kommt am 8.10. zu ersten Wahl. Die LPD
gewinnt und stellt mit Herrn Kramer den ersten Bürgermeister
1947 beginnt im Mansfelder Landkreis,
dem Ermsleben angehört, die Entnazifizierung. Unsere Straßen
werden umbenannt u. a. mit Namen antifaschistischer Kämpfer, z.B.
Markt in Leninplatz, Ascherslebener Straße in Karl Marx Straße
1948 werden im August Volkskontroll
- Gruppen gegen den Schwarzhandel gebildet. Kohlen gibt es nur auf Kohlenkarte
(pro Jahr und Haushalt 5 ½ Zentner Brikett)
1949 nach dem 7.10. eröffnet das erste HO-Geschäft. (500 g Mehl 10 Mark, 500 g Margarine 55 Mark, 1 Stück Seife 10 Mark bei einem Durchschnittsverdienst von 320,- bis 400,- Mark. Im gleichen Jahr wird die MAS (Maschinenausleihstation) für die Neubauern gegründet. Im Ort gibt es 215 Neubauern, davon 98 Umsiedler.
1950 wird der Kreisausschuß der
nationalen Front gebildet. FDJ-ler aus Ermsleben nehmen in Berlin am I.
Deutschlandtreffen teil.
Ein neuer Brunnen wird zur Wasserversorgung der Stadt gebaut.
Der Ortsteil Sinsleben wird an das Wassernetz angeschlossen.
1951 gibt es in der Stadt 19 Betriebe. Der Stadtpark, der früher zur Domäne gehörte, wird umgestaltet. Die erste Neubauernsiedlung wird gebaut. Insgesamt werden 60 Neubauernhöfe gebaut. Es gibt 9 Parteien und Massenorganisationen im Ort.
1952 gibt es in Ermsleben 17 Betriebe.
Die Gaststätten haben 17 Übernachtungsmöglichkeiten. In
freiwilligen Arbeitseinsätzen wird die Badeanstalt ausgebessert, sowie
der Bau des Landambulatoriums begonnen. Die Bäckergasse wird mit Hilfe
der Anlieger u.a. mit Mansfelder Schlackensteinen gepflastert. Im Juni
wird die "Friedensbrücke", eine Fußgängerbrücke
über die Selke zur Bahnhofstraße fertig. Am 11. August wird
die LPG "Phillipp Müller" mit 6 Mitgliedern gegründet. Bis Jahresende
sind es 37 Bauern.
Im Juni wird Ermsleben dem Kreis Aschersleben angegliedert.(vorher
Kreis Quedlinburg) Die Provinz Sachsen wird in Bezirke aufgeteilt. Wir
kommen zum Bezirk Halle.
1953 wird das Landambulatorium seiner Bestimmung übergeben.
Im gleichen Jahr gibt es umfangreiche Preissenkungen.(500
g Mehl 1,80 Mark) Von dem ersten Aufstand gegen die DDR-Regierung spürt
man im Ort nichts.
1954 werden Ferienspiele für Schüler durchgeführt. Die Teilnahmegebühr beträgt 1 Mark.
1955 begeht Ermsleben vom 17.- 19. Juni mit einem historischen Festumzug sein 425 jähriges Stadtjubiläum. Es wird ein großes Ereignis, das mit einem Feuerwerk am Burgberg gekrönt wird. Im gleichen Jahr erhalten erstmals Jugendliche direkt in Ermsleben die Jugendweihe.
1956 ist ein strenger, schneereicher Winter. Die Temperaturen sinken auf minus 30 Grad.
1957 wird die Bahnhofstraße neu gestaltet. Der Straßenverlauf geht nun durch das Grundstück des abgebrannten Vitzenhagenschen Hof, und die engen Kurven an der Domäne und dem Haus der Jugend (jetzt Kindergarten) verschwinden damit. Die Jahreszahl ist eingelegt.
1958 wird die Grundschule in eine 10-klassige Polytechnische Oberschule umgestaltet.
1960 am 9.4. ist Ermsleben ein vollgenossenschaftlicher Ort. Aus diesem Grund gibt es auf dem Lenin - Platz (Markt) eine Kundgebung.
1961 erfolgte der Bau der Mauer. Bis zu diesem Jahr verließen auch viele Einwohner die Stadt.
1965 wird am 1.10. der gesamte Burggrund eingemeindet. Der Burggrund ist durch die Selke geteilt. Auf der Neuplatendorfer Seite (Krs.Hettstedt) wohnten 11 Erwachsene und 2 schulpflichtige Kinder. Auf der Ermslebener Seite wohnten 14 Erwachsene, 7 Schulpflichtige sowie 4 Kleinkinder. Lachmanns Gaststätte "Zur Konradsburg" ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die Turnhalle wird neu instandgesetzt und renoviert.
1966 wird das Naherholungszentrum Konradsburg geplant. Es werden Blumenbeete angelegt, Bäume gepflanzt, eine Freitanzfläche gebaut, der Burgteich gesäubert (Schwanenhäuschen).
1968 entsteht aus den Baubrigaden der LPG Ermsleben, Meisdorf, Radisleben, Hoym und Frose ein Baubetrieb, die ZBO (Zwischenbetriebliche Bauorganisation). Das Naherholungszentrum unter der Burg wird fertiggestellt.
1969 brennt die Wäscherei in der Weberstraße ab. Im gleichen Jahr wird die Gedenktafel für den Dichter J.W.L. Gleim in der Siederstraße angebracht.
1970 gibt es Ende April starke Schneefälle.
Im Juni toben schwere Gewitterstürme.
Am 21.10. wird der Grundstein für die neue Schule in
der Konradsburger Straße gelegt. Sie wird nach 25 - monatiger Bauzeit
der Bestimmung übergeben.
1971 nehmen 54 Mädchen und Jungen an der Jugendweihe teil.
1973 läuft ein Wettbewerb um die Erhöhung des Gaststättenniveaus. Einen vorderen Platz im Kreismaßstab belegt die Gaststätte "Zur Konradsburg" im Burggrund.
1975 wird die Kinderkrippe durch einen Anbau erweitert. Die Einwohnerzahl von Ermsleben beträgt 3800.
1980 hat die Kinderkrippe 65 Plätze.
1981 wird die Turnhalle der POS fertiggestellt. Der Kindergarten wird rekonstruiert.
1982 beginnt der Ausbau der alten Schule in der Siederstraße.
1983 wird das "Haus der Kultur" zum geistig kulturellen Zentrum des Ortes. Die Bibliothek verfügt in 5 Räumen über 10000 Bücher.
1986 ist das Bauende von 11 neuen Eigenheimen.
1987 baut die BHG eine große Lagerhalle am Güterbahnhof.. Darin ist auch eine Verkaufsstelle untergebracht.
1988 wird durch Abriß der großen Scheune im ehemaligen Rittergut Platz für den Bau einer Kaufhalle (Konsum), für ein Heizhaus und für einen Parkplatz geschaffen.
1989 beginnt ab September eine Fluchtwelle von DDR- Bürgern. Dem Ruf "Wir sind das Volk!" folgt im November die Grenzöffnung zur Bundesrepublik.
1990 sind am 6.5. Kommunalwahlen. Am
1.7. tritt die Währungsunion zwischen der BRD und der DDR in Kraft.
Am 3.10. wird ein gesamtdeutscher Staat proklamiert.
Eine Partnerschaft zwischen der Gemeinde Lutter am Barenberg
und Ermsleben wird mit dem Pflanzen einer Eiche im Burggrund, nach einer
Festveranstaltung, am3.10.beschlossen.
1991 wird im August die Raiffeisenbank - Filiale in der Siederstraße eröffnet. Anläßlich des Bestehens der Partnerschaft Lutter - Ermsleben findet ein Fest unter der Konradsburg statt. Im September beginnt die Restaurierung des Gleimhauses in der Siederstraße.
1992 übernimmt am 1.1. Klaus Wycisk die Amtsgeschäfte als Bürgermeister. Im April werden 13 neuerbaute Sozialwohnungen den Mietern übergeben.. Das Postamt wird nach erfolgter Renovierung wieder eröffnet. Im Juni feiert unsere Stadt das Heimatfest. Im August wird der Falkensteiner Weg gepflastert und bekommt eine Ampelanlage. Im Dezember beschließen die Bürgermeister von Ermsleben, Reinstedt, Meisdorf, Wieserode, Endorf, Neuplatendorf und Pansfelde die "Verwaltungsgemeinschaft Falkenstein" mit Sitz in Ermsleben.
1993 jährt sich zum 125. Mal das Bestehen der Bahnlinie Frose Ballenstedt. Der Grauwacke - Abbau im Friedrichshohenberg , der das Naturschutzgebiet zerstören würde, wird einstweilig (für 3 Jahre) gestoppt. Im Mai beginnt der Umbau des Rathauses. Das Heimat - und Schützenfest vom 18.- 20. Juni ist ein Höhepunkt. Am 8.10. wird ein Hochbehälter für Trinkwasser (3,64 Mill. DM) übergeben. Täglich werden 350 m³ verbraucht.
1994 beginnt das Jahr mit Hochwasser.
Die Selke tritt über die Ufer und manche Feier zum Jahreswechsel fällt
buchstäblich ins Wasser. Im März steigt die Selke wieder an.
Am 13. April kommt es durch heftige Regenfälle zum "Jahrhundert -
Hochwasser". Man kann sagen, Ermsleben steht unter Wasser. Der materielle
und ideelle Schaden steigt ins unermeßliche. Ein Gewerbegebiet wird
auf dem ehemaligen LPG - Gelände an der Welbslebener Str. erschlossen.
Das Rathaus wird nach erfolgtem Umbau neu bezogen.